60 Jahre LandFrauenarbeit im Kreis Soest -
40 Jahre davon bewusst erlebt.
Ein Rückblick von Herta Witte
Als ich 1969 das Amt der Vorsitzenden des Bezirks VII von meiner Mutter "erbte" war der Landfrauenverein Soest gerade 20 Jahre jung. Zwar ein selbständiger Verein, von Bäuerinnen für Bäuerinnen gegründet, war er nach wie vor auf die finanzielle Unterstützung des WLLV angewiesen. Sein Aufgabenfeld umfasste neben der Förderung der ländlichen Hauswirtschaft, der kulturellen Bildung und des Ausbildungswesen auch Flüchtlingsfragen sowie Spinnen und Weben. Letzteres war bald nicht mehr aktuell. Stattdessen trat der Umgang mit modernen Haushaltstechniken in den Vordergrund. Geplant und durchgeführt wurden alle Vorhaben von der sogenannten "Mädchenabteilung" der Landwirtschaftsschule, deren Leiterin gleichzeitig die Geschäftsführung des Vereins inne hatte, unterstützt von den Vorsitzenden und einem kleinen Vorstand.
Nachdem sich die Mitgliedschaft bis dahin beitragsfrei auf Bäuerinnen beschränkte, wurde ab 1972 ein Beitrag von 6.- DM eingezogen, und es traten zunehmend Frauen aus der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung dem Verein bei. Er wandelte sich langsam zu einer Institution, die das Wohl aller auf dem Lande lebenden Frauen im Blick hatte. Trotzdem war und ist noch heute eine ihrer vornehmsten Aufgaben die Interessenvertretung der Bäuerinnen.
Eine professionellere Vereinsführung wurde notwendig. Aus den früheren Bezirken wurden 1972 Ortsvereine mit einem 3 - 4-köpfigen Vorstand und Ortslandfrauen als Ansprechpartnerinnen in den Dörfern. Den Kreisvorstand bildeten die Geschäftsführung und je eine Vertreterin der Großgemeinden des Kreises. Das selbständige Planen und Organisieren der Landfrauenarbeit wurde vorangetrieben und die Ära der Fahrten mit landwirtschaftlichem und kulturellem Programm begann. Das Spektrum der Aufgaben erweiterte sich und die Gestaltung trug dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung. Ehrenamts-, Computer- und Unternehmerinnenschulungen gehören seitem ebenso zum Weiterbildungsangebot wie Kreatives und Sport.
1974 schlossen sich die Kreisvereine Soest und Lippstadt zu einem Kreisverein mit einem Kreisvorstand, aber getrennter Kassenführung, in 26 Ortsverbänden zusammen. Die vornehmlichen Aufgaben des Kreisvorstandes bestehen neben der Planung der jährlichen Kreisversammlungen im Knüpfen von Verbindungen zu anderen gesellschaftlichen Gruppen, Öffentlichkeitsarbeit und den vorgenannten Angeboten. Nicht zuletzt fungiert der Kreisverband als Bindeglied und Vermittler zwischen der Landesebene und den Ortsverbänden.
Ab 1981 gab es die Ausbildung zur Familienpflegehelferin, die eine neue Erwerbsquelle für Landfrauen erschloss.
1986 erhöhte sich der Lahresbeitrag auf 10.- DM, der sich, wie auch heute noch, auf Orts-, Kreis- und Landesebene verteilte.
1990 gründete sich im Kreis Soest der Arbeitskreis "junger Landfrauen", der mit seinen Angeboten speziell den Bedürfnissen dieser Gruppe Rechnung trägt. 1995 wird die schwer erkämpfte eigenständige Bäuerinnenrente eingeführt. Seit 1993 arbeitet der inzwischen zum "Verband" avancierte Landfrauenverband mit von der Landesebene entwickelten Leitthemen. Das jeweilige Motto erscheint auch auf dem seit 1998 alljährlich erstellten Kreisheft, in dem Informationen, Daten und Veranstaltungen auf Kreisebene jedem Mitglied zugänglich gemacht werden. Die Auswahl der Angebote nimmt besonders auf die Mitgliedstruktur Rücksicht, wobei Spiel, Sport, Basteln, kurz Freude am gemeinsamen Tun, nicht zu kurz kommen.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gewinnt die Wissensvermittlung über Ernährung und Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Dieses verlorengegangene Wissen hat einen hohen gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Stellenwert. So nehmen seit 2003 viele Ortsverbände an Seminaren über "Früherkennung von Brustkrebs" teil. Landesweit arbeiten die Grundschulen mit dem Ernährungsordner "Richtig essen macht fit". Seit 2008 versuchen wir mit dem Aktionsprogramm "Management @ home - Familie gewinnt Zukunft" in fünf zusammengehörigen Bausteinen jungen Frauen Haushaltskompetenzen zu vermitteln. Außerdem nutzen auch zahlreiche Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben das Angebot zur Qualifizierung zur Agrarbüro-Fachfrau.
Liebe LandFrauen, der LandFrauenverband besteht seit 60 Jahren, aber er ist keineswegs alt oder verstaubt. Die immer den Erfordernissen angepassten, aktuellen Angebote richten sich wie eh und je an Alt und Jung, an alle auf dem Lande lebenden Frauen. Nehmen Sie sie war! Seit vielen Jahren spenden Sie auf den Jahreshauptversammlungen für caritative Zwecke, dafür danke ich Ihnen herzlich.
Zum Schluss meines Rückblicks aber möchte ich Dank sagen all jenen Frauen, die an verantwortungsvoller Stelle, ehrenamtlich oder hauptamtlich, zum Wohle der Mitglieder des LandFrauenverbandes gewirkt haben und dieses mit großem Engagement noch weiterhin tun.
Herta Witte
Soest - Deiringsen, 10.August 2008
Chronik des Kreisverbandes
1947 Gründung Kreisverein Soest
Vorsitzende: Annemarie Schulze-Weslarn
1948 Gründung Kreisverein Lippstadt
Vorsitzende: Elly Richter, Hemmergrund
Die Landfrauenvereine sind selbständige Vereine innerhalb des WLV (Landwirtschafts-
verband) mit dessen finanzieller Unterstützung.
Aufgaben:
- Förderung der ländlichen Hauswirtschaft
- Betriebswirtschaftliche Fragen
- Ländliches Ausbildungswesen
- Spinnen und Weben
- kulturelle Fragen
- Flüchtlingsfragen
Exponierte Bäuerinnen werden in Arbeitsausschüssen von der Landwirtschaftskammer (LK) in Münster unterrichtet und geben ihr Wissen an die Mitglieder weiter. Nach und nach
entstehen Vereine auf Orts- und Bezirksebene.
1950 Vorsitzende KLV Soest: Else Plange
1952 Geschäftsführerin: Gertrud Argleb
- Ausschüsse werden neu belegt
- Arbeit lebt unter aktiven Vorständen und Geschäftsführung auf
- fachliche Aus- und Weiterbildung
- Umgang mit modernen Haushaltstechniken treten in den Vordergrund
- Fahrten und Vorträge werden von der Kreisgeschäftsführerin organisiert
1953 1. Kreisversammlung KLV Soest
1958 Beginn der Zusammenabeit mit dem Verein "Stadt und Land"
1969 Vorsitzende KLV Soest: Annelise Tölle
Vorsitzende KLV Lippstadt: Marie-Theres Thiemann
1972 Vorsitzende KLV Soest: Änne Leifert
Vorsitzende KLV Lippstadt: Ingeborg Schröder
Geschäftsführerin beider Vereine: Anni Dirking
- Kreisvorstände setzen sich aus Vertreterinnen der Großgemeinden zusammen
- Zusammenarbeit mit anderen Verbänden wird gestärkt
- selbständiges Planen und Organisieren auf der Ortsebene wird vorangetrieben
- 25-jähriges Bestehen wird gefeiert
1974 Gründung des gemeinsamen KLV Soest-Lippstadt
Vorsitzende: Änne Leifert
Stellvertreterin: Ingeborg Schröder
- gemeinsamer Kreisvorstand, jedoch getrennte Kassenführung
- 26 Ortsverbände: 18 Verbände im Soester Bereich mit 1851 Frauen
8 Verbände im Lippstädter Bereich mit 927 Frauen
- zwei Kreisversammlungen im Jahr
1981 Neue Satzung des Landesverbandes
- verbindlich auch für den KLV Soest-Lippstadt, Wahlen alle 4 Jahre
- Ausbildungsbeginn zur Familienpflegerin
- Erstellung "Geseker Kochbuch", Reinerlös ausschließlich für karitative Zwecke.
1986 Jahresbeitrag 10,00 DM
- Ortsvereine erarbeiten selbständiges Programm
1989 Neue Geschäftsführerin: Lore Schmaltz
1990 Vorsitzende: Gertrud Windhüfel / Irmgard Lindgens
Stellvertreterinnen: Annelie Schulte-Steffens / Else Mackenberg
- Gründung des Arbeitskreises "Junger Landfrauen"
1993 Einführung eines Leitthemas
- landesweite Gültigkeit für 4 Jahre
1995 Bäuerinnenrente wird eingeführt
1998 Gemeinsame Kreiskasse
- Jahresbeitrag 15 DM
- erstes Kreisheft für das Jahr 1998/1999 wird erstellt
- Computerschulungen werden stark nachgefragt und gehören bis heute zum aktuellen
Weiterbildungsangebot
- 50-jähriges Jubiläum des Landesverbandes gefeiert
2002 Vorsitzende: Margret Dietz
- Umstellung auf den Euro, Jahresbeitrag 8.- €
- erster ABFF-Kurs (Agrarbürofachfrau) startet und entwickelt sich zum Dauerbrenner!
2005/06 Neue Satzung des WLV im April 2006
- Fördermitgliedschaft möglich
- Umbenennung in KreislandFrauenverband Soest
- Beitragsanpassung auf 16 Euro
2006 Neue Struktur im KreislandFrauenverband
- Wiederwahl der Vorsitzenden Margret Dietz
- arbeitsfähiges Gremium aus 6 Mitgliedern
- Verbindung zu allen 26 Ortsverbänden wird durch Tagungen für Ortsvorsitzende gestärkt
2010 Margret Dietz wird für weitere 4 Jahre als Keisvorsitzende
wiedergewählt
2014 Anne Bühner, Martina Schäfermeier und Beate Pöpsel bilden ein
Vorstandsteam
- ein Ortsverband wird aufgelöst und drei Ortsverbände schließen sich zusammen, so hat
der Kreis Soest jetzt 24 Ortsverbände mit 2744 Mitgliedern