Frauen-Netzwerk-Agrar: Energiewende in Deutschland und die Bedeutung für die Landwirtschaft

08.12.22 10:20 Uhr


55 interessierte Frauen nahmen an dem Online-Treffen des Frauen-Netzwerk-Agrar teil, um sich über die Chancen und Herausforderungen der erneuerbaren Energien zu informieren. Die Energiewende in Deutschland kann eine Chance für die Landwirtschaft sein, ist aber auch verbunden mit großen Herausforderungen. Mit Blick auf die aktuelle, weltweite Situation durch den Ukraine-Krieg, erhält das Thema eine noch größere Bedeutung als bisher. Windenergie, Agriphotovoltaik und Biogas sind Möglichkeiten die Energiewende in der Landwirtschaft umzusetzen.

 

Die Windenergie als ein Baustein zur Lösung der Energiekrise wurde von Heinz Thier (Geschäftsführer BBWind) vorgestellt. Die Besonderheit war hier, dass Landwirte selber (genossenschaftlich) in die Windenergie investieren und so die Möglichkeit einer 3 – 4fach höheren Wertschöpfung haben, als bei einer Verpachtung der Fläche. In 20 Jahren wurden mit 6.000 beteiligten Bürgern 110 Windenergieanlagen gebaut. Damit konnte eine regionale Wertschöpfung von über 2 Mrd. € erzielt. Von der Beantragung bis zur Umsetzung des Projektes braucht es allerdings einen langen Atem: Im Normalfall beträgt dieser Zeitraum fünf Jahre.

 

Die Möglichkeiten und Grenzen der Agriphotovoltaik präsentierte Dr. Joachim Matthias (LWK NRW). Durch die Agriphotovoltaik besteht die Möglichkeit, die vorhandene Fläche sowohl für den Anbau landwirtschaftlicher Produkte als auch zur Energiegewinnung zu nutzen. Es ist erforderlich sich die verschiedenen Systeme (Bewirtschaftung unter der Anlage oder dazwischen, Freiflächen-PV oder Agri-PV) auch hinsichtlich der möglichen Förderung genau anzusehen, um die bestmögliche Entscheidung für den eigenen Betrieb treffen zu können.

 

Einen dritten Baustein der erneuerbaren Energien stellen Biogasanlagen dar. Sabrina Reuter (LWK NRW) erläuterte, dass mit der EEG 2023 die installierte Leistung max. 150 kW betragen darf. Bis 100 kW besteht eine Direktvermarktungspflicht. Das Betreiben einer Biogasanlage ist ab 600GV Rindvieh sicher möglich, zusätzlich wird Lagerraum für die Gülle- und Mistmengen benötigt. Für bestehende oder neu zu bauende Biogasanlagen, z. B. als 2.Standbein des Betriebes, gibt es auch hier die Möglichkeit einer Förderung durch die Landwirtschaftskammer NRW.

 

Abschließend gab Ulrike Benning, die sich selbst als Biogasbäuerin bezeichnet, den Zuhörer*innen einen Einblick in ihre Arbeit. Im Jahr 2000 hat der Betrieb die Erwerbstierhaltung aufgegeben und sich auf den Bau und Betrieb von Biogasanlagen konzentriert. Hier hat die Familie das größte Potential für ihre Zukunft gesehen. Mit viel Engagement und Mut, der Einbindung der Kommune und Nachbarn wurde das Wärmenetz im Ort kontinuierlich ausgebaut, so dass unter anderem das Freibad, eine Schule sowie auch ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen mit der Wärme aus der Nachbarschaft versorgt werden kann. „Der Betrieb von Biogasanlagen bietet viele Chancen, aber man muss sich auch großen Herausforderungen stellen“, ist das Fazit von Ulrike Benning, die die Neuausrichtung ihres Betriebes nicht bereut.

 

In vielen Kommunen sind Klimamanager damit beschäftigt, die Klimaziele in den Orten umzusetzen. Es werden erste Gespräche geführt, um die Energiewende gemeinsam mit der Landwirtschaft, der Industrie und vor allem auch mit den Bürgern in den Städten und Gemeinden zu bewältigen.