BäuerinnenForum 2022: In jeder Veränderung stecken auch Chancen!

18.02.22 10:15 Uhr


Die heimische Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Corona, Afrikanische Schweinepest, veränderte Binnen- und Exportmärkte belasten die Betriebe enorm. Änderungen in der EU-Agrarförderung ab 2023 sorgen für zusätzliche Unsicherheit. Was kann Politik und was können Betriebe selber tun, um den dramatischen Negativtrend in einzelnen Betriebssparten zu stoppen? Antworten zu diesen Fragen gab es von Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Peter Spandau und Dr. Thomas Böcker, beide Landwirtschaftskammer NRW beim zweiten digitalen BäuerinnenForum des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes, WLLV, mit über 200 Teilnehmenden.

 

In der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat Petra Bentkämper mit rund 30 Fachleuten aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen an der Schaffung eines nachhaltigen Landwirtschafts- und Ernährungssystems mitgewirkt. „Die Zusammenarbeit war geprägt von dem gemeinsamen Willen, sich auf die Sichtweisen der anderen einzulassen“, beschrieb sie die langen und schwierigen Gespräche. Nur so sei es gelungen, für die zahlreichen Knackpunkte Kompromisse zu finden. „Nun müssen den Worten politische Taten folgen“, betonte Petra Bentkämper, um für die Betriebe eine Basis zu schaffen, mit rechtlicher Planungssicherheit, vor allem beim (Um-)Bau der Ställe, und einem Ausgleich für finanzielle Einbußen.

 

Dass politische Taten dringend erforderlich sind, dem stimmte auch Peter Spandau zu. Denn die Betriebe verlören zunehmend Eigenkapital, so der Referent. „Der insgesamt negative Trend bei den Einnahmen der Betriebe ist stark geprägt durch die Situation in der Tierhaltung“, so Spandau. Aber auch bei den Ackerbauern sehe es nicht nur rosig aus. Der Preisrückgang könne nicht mehr durch Wachstum kompensiert werden. Das gezeichnete Bild zur Situation und den zukünftigen Entwicklungsperspektiven für landwirtschaftliche Betriebe war düster. Doch Spandau zeigte auch, wie die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation gelingen kann. Politische Taten alleine reichten nicht aus. Auch alte Denkmuster müssten aufgebrochen werden. Mehr Flexibilität und Alternativen zu angestammten Produktionsrichtungen und zunehmende Orientierung an den Bedürfnissen der Verbraucher*innen könne die wirtschaftliche Situation verbessern. Ob Wanderung mit Alpakas, Green Care, Gemüsekisten-Abo oder Energieerzeugung, hier gilt es die betriebsindividuell richtige Lösung zu finden, um den Betrieb für die Zukunft auszurichten.

 

Vom heimischen Markt nahm Dr. Thomas Böcker die Zuhörenden mit zur EU-Agrarförderung und beantwortete die Frage „Die neue GAP 2023 – womit können wir rechnen?“.  Anhand von Beispielrechnungen gab der Referent für Ackerbau einen Überblick über die anstehenden Veränderungen in Bezug auf die Direktzahlungen in der 1. Säule und die veränderten Fördermaßnahmen der 2. Säule. Dr. Thomas Böcker zeigte, wie Einnahmeverluste durch die Änderung bei den Direktzahlungen zum Teil durch Agrarumweltmaßnahmen des Landes NRW kompensiert werden könnten. Dazu sei es erforderlich, sich anzuschauen, wie die Fördermaßnahmen der 2. Säule für den eigenen Betrieb am besten kombiniert werden können. Die abschließende „to-do-Liste“, die er vorstellte, zeigte, was bereits jetzt für die Betriebe zu tun ist.

 

Regina Selhorst, Präsidentin des wllv machte den Frauen im Laufe der Veranstaltung immer wieder Mut und resümierte „In Katastrophen stecken Chancen. Wir müssen uns bewegen und den Blick nach vorne richten“!

 

Präsentation Spandau LWK NRW

 

Präsentation Böcker LWK NRW